Archiv

Die Privatbrauerei Stauder – ein Familienunternehmen mit Tradition

Lesezeit: 8 Minuten
Profilbild: Sevim Uezuem

Autor: Sevim Uezuem

Datum: 31.01.2023

Die Privatbrauerei Stauder – ein Familienunternehmen mit Tradition|

Bereits in der sechsten Generation ist Stauder ein traditionelles Familienunternehmen aus Essen und feiert bereits über 150 Jahre die höchste Braukunst!
Wir haben uns exklusiv zu einem Interview mit Dr. Thomas Stauder und Dipl. Brau-Ing. Axel Stauder, für die Geschäftsführung der Brauerei verantwortlich, getroffen und Einblicke in eine spannende und ebenso interessante Familien- und Firmengeschichte bekommen.

Inhaltsverzeichnis

    Können Sie uns kurz und knapp ein paar Fakten zur Historie und vielleicht den einen oder anderen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte nennen?

    Axel Stauder: „Die Brauerei wurde 1867 von unserem Ur-ur-ur-Großvater Theodor Stauder gegründet. Dieser wurde da schon von seinem Sohn Jacob Stauder unterstützt, welcher dann auch ein paar Jahre später das Grundstück hier in Altenessen erworben hat und die Firma dann auch eintragen ließ. Daher ist unsere Brauerei auch nach ihm benannt. Dann folge der „normale“ Werdegang einer Brauerei. Es ging immer weiter aufwärts, man hat sich immer weiterentwickelt. Zwei Weltkriege wurden überstanden, die man sicherlich als extreme Besonderheiten erwähnen muss.
    Ein weiterer Meilenstein war die Qualitätsoffensive. Als unsere Väter in den 1970er Jahren, in der fünften Generation, die Führung des Unternehmens übernommen hatten, beschlossen sie, dass das normale Dasein als Brauerei nicht mehr ausreichen würde. Der Strukturwandel hatte schon begonnen, die ersten Zechen wurden geschlossen und es war klar, dass Stauder sich weiterentwickeln musste, um auch zukünftig bestehen zu können. Da gab es eine wirkliche Qualitätsoffensive, Stauder wurde qualitativ viel, viel besser.

    Die Vermarktung wurde viel aktiver und auch hochwertiger betrieben und das war die Geburtsstunde der kleinen Persönlichkeit, für die Stauder ja auch überregional in den darauffolgenden Jahrzehnten bekannt wurde. Die mit Sicherheit auch ein Schlüssel dafür ist, dass wir es – im Gegensatz zu fast allen anderen Ruhrgebietsbrauereien – über die schweren Zeiten der 1970er, 1980er und 1990er Jahre hinweg geschafft haben, eigenständig zu bleiben.“

    Thomas Stauder: „Qualität, Marke, klares Profil und sicherlich auch Hochwertigkeit sind der Schlüssel dazu, dass man sich als Familienunternehmen im Wettbewerb mit den Großbrauerein und Konzernen behaupten kann. Letztlich auch, dass man auf seine eigenen Stärken setzt und nicht das tut, was die großen Konkurrenten tun. Wenn es danach ginge, dann müssten wir ja auch Fernsehwerbung und ständig irgendwelche Sonderangebote machen. Aber wir setzen auf das, was wir gut können und das ist die Qualität, als Grundlage für alles, was wir hier tun. Das ist aber auch, dass wir das Familienunternehmen gerne als solches herausstellen und gerne zeigen, dass wir ein Familienunternehmen sind. Wir sind persönlicher als die anderen und wir zeigen auch gerne die Verwurzelung hier in unserer Heimat. Wir fühlen uns hier wohl und das merken auch die Menschen aus dieser Region und suchen auch nach Unternehmen und Produkten, die einfach hier hin gehören.“

    Einen ausführlichen Einblick in die Geschichte Ihres Unternehmens kann man auch durch Ihr Unternehmensvideo erhalten. Worauf haben Sie bei dem Film inhaltlich Ihren Fokus gelegt?

    Axel Stauder: „Der Haupteinsatzzweck des neuen Films ist hier bei uns im Museum, wo ein kleiner Kinosaal ist. Unsere Brauereibesichtigungsgäste, die wir jedes Jahr zahlreich hier haben – so ungefähr 10.000 Besucher – sehen vor der Besichtigung diesen Film.“

    „Und die Hauptmotivation war eben in unserem Jubiläumsjahr einen eigenen Film zu haben. Wir hatten vorher einen Film vom Brauerbund, der hat zwar sehr gut die Herstellung von Bier allgemein erklärt, aber er war eben gar nicht unternehmensspezifisch und er war auch in die Jahre gekommen. Uns war es wichtig einerseits die Geschichte von Stauder zu erzählen, die gab es bisher ja nicht bebildert, und gleichzeitig auch viel von der Produktion zu zeigen. Der zweite Teil des Films soll unseren Besuchern einen ersten Eindruck von der Brauerei vermitteln und auch Orte und Maschinen zu zeigen, die man bei der Besichtigung aus Sicherheitsgründen nicht sehen kann. Im dritten Teil geht es dann darum, wie ist Stauder heute unterwegs. Was macht unsere Identität aus, wie treten wir im Markt auf, wer sind wir. Und dadurch haben wir in den zwanzig Minuten drei wirklich unterschiedliche Teile, die wirklich gut zusammenpassen.“

    Im Video ist zu sehen, dass es zum 100-jährigen Bestehen von Stauder einen Bierbrunnen auf dem Kennedyplatz gab. Welche Jubiläumsaktivitäten planen Sie noch? Können Sie uns da schon etwas verraten? Oder ist das noch geheim?

    Thomas Stauder: „Wir haben uns ein großes Programm an Aktivitäten vorgenommen. Unsere Grundidee ist, dass wir unser Jubiläum das ganze Jahr mit unseren Kunden feiern möchten. Das wir also nicht alles auf eine Karte setzen und eine Riesenveranstaltung machen, sondern das wir das ganze Jahr immer wieder Veranstaltungen machen und die Möglichkeit haben, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Bei einer großen Veranstaltung kommt man vielleicht im Laufe des Tages mit vierzig Menschen in Kontakt, wenn man alle zwei Wochen eine Veranstaltung macht und mit vierzig Menschen dabei in Kontakt kommt, dann hat man ein vielfaches mehr an persönlichen Kontakten. Und da haben wir seit Anfang des Jahres auf verschiedenen Ebenen losgelegt. Wir machen zum einen persönlich geführte Besichtigungen. Besichtigungen gibt es grundsätzlich zwar jeden Tag, aber alle zwei Wochen gibt es eine Besichtigung, die von einem von uns beiden persönlich geführt wird, wo wir selber mit den Leuten erst gemeinsam im Museum sind, natürlich den Film gucken, und dann rumgehen und selber das Brauen und die Brauerei erklären, aber eben auch ganz viel darüber, wie das Familienunternehmen funktioniert, warum uns z. B. der enge Kontakt mit den Mitarbeitern ganz wichtig ist. Da sind viele Punkte, wo wir auch tief blicken lassen und auch das Familienunternehmen zeigen. Was wir dieses Jahr ausgebaut haben ist unsere Aktion „Stauder am Zapfhahn“, wobei wir beide immer abwechselnd in Kneipen im Ruhrgebiet vor Ort sind und selber zwei Stunden lang zapfen. Dabei geht es nicht darum, dass wir beide die Weltmeister im Zapfen sind, sondern dass man mit den Menschen ins Gespräch kommt. Das macht uns viel Spaß und man ist auch mal außerhalb der Brauerei unterwegs. Man ist dort vor Ort, wo unsere Gastronomiekunden sind, aber auch da, wo die Menschen aus Essen oder den Nachbarstädten sind. Neu in unserem Programm in diesem Jahr ist als dritte Säule das Format „Stauder erzählt Stauder“. Diesen Vortrag halten meine Frau und ich. Meine Frau hat im Zuge der Recherche für den neuen Film im letzten Jahr die ganzen historischen Zusammenhänge, Quellen, Bilder dafür herausgekramt und zusammengestellt. Das haben wir schon zweimal durchgeführt und – wie auch die restlichen Veranstaltungen – sind diese auf großes Interesse gestoßen. Am schnellsten war die Vorstellung unseres Jubiläumsbiers „Jacob“ ausverkauft. Diese fand am 13. und 14. März statt. Pro Termin haben sich knapp 300 Leute zur offiziellen Erstverkostung angemeldet. Wir haben uns für jedes Quartal Veranstaltungen ausgedacht, die über die normalen Formate hinaus angeboten werden. Hier wird aber noch nichts verraten, es soll ja auch noch ein bisschen Überraschungseffekt haben. Abgesehen davon wird auch unsere beliebte und schon bekannte Kronkorken-Aktion in diesem Jahr etwas abgeändert. In 2017 wird es jede Woche einen Kronkorken geben, in dem eine 150 in roter Schrift abgedruckt ist und der gibt 150 € Sofortgewinn. Das ist einer der Aspekte, wo wir uns gedacht haben, zum Jubiläum geben wir einen aus.“

    Sie haben nun mehrfach betont, wie wichtig Ihnen der persönliche Kontakt zu den Menschen in dieser Region ist. Das spiegelt sich meiner Meinung nach auch in den Kampagnenmotiven wieder. Sie beide sind sozusagen die Testimonials für Ihr Produkt bzw. das Gesicht Ihrer Marke. Wie kam es zu dieser Idee?

    Thomas Stauder: „Die Idee ist daraus entstanden, dass wir im Jahr 2010 gesagt haben, wir möchten mit unseren Werten – Qualität, Familienunternehmen, regionale Verwurzelung – offensiv in die Kommunikation gehen. Wir möchten die Menschen auch noch mehr davon überzeugen, wofür wir stehen und wir denken, dass das einfach gut ankommt. Das passt ja auch zu vielen Trends, die es aktuell im Verbraucherverhalten gibt. Dass man auf Qualität, Regionalität, Persönlichkeit, Glaubwürdigkeit achtet und wir glauben, dass diese Dinge gut zu uns passen. Wir haben dann damals diese Werte als Briefing mit mehreren Agenturen besprochen, diese haben dann ihre verschiedenen Vorschläge präsentiert und da war dann auch diese Sofa-Kampagne dabei, mit uns beiden als Motiv. Die Idee hat uns gut gefallen, das Persönliche ist hierbei sehr wichtig.“

    Thomas Stauder: „Es ist zwar ein bisschen gegen den Strom der normalen Werbung, weil es nicht Hochglanz ist, es ist kein Segelschiff und keine Seenplatte, sondern etwas, was auch hier hin gehört und irgendwie kultig ist. Ein wichtiger Punkt ist aber auch, dass es nicht so ernst sein soll, sondern auch ein bisschen selbstironisch.“

    Mir ist in Ihrem Unternehmensvideo ein Satz begegnet, der sich bei mir eingeprägt hat: „Lieber kleiner, aber feiner“. Diese Philosophie haben Ihre Väter geprägt. Hat Sie auch heute noch Bestand? Oder hat sich dies im Laufe der Jahre weiterentwickelt?

    Thomas Stauder: „Dieser Leitsatz war in den 1970er Jahren ganz wichtig, um sich von der Konkurrenz abzuheben. In der Branche ging es damals viel um die Massenherstellung und die Qualität rückte in den Hintergrund. Bei dieser Abgrenzung war es also wichtig, dies auch so zu formulieren. Und es entspricht ja auch der Realität, wir sind kleiner als unsere großen Konkurrenten und wir glauben, dass wir mit dem Stichwort „feiner“ besser profiliert sind und auch ein tolles Bier machen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir kleiner werden wollen oder kleiner sein wollen, natürlich möchten wir auch wachsen, aber der Punkt bei diesem Spruch aus den 1970er Jahren, ist die Abgrenzung zu den Konkurrenten.“

    Gibt es heute denn auch noch einen Leitsatz, der Ihre Marketingaktivitäten prägt?

    Axel Stauder: „Ja, zusammen mit der neuen Kampagne vor sechs Jahren kam auch der neue Slogan „Ehrlich wie das Ruhrgebiet“ dazu. Und der drückt das eigentlich ganz gut aus, was wir heute so tun.“

    Über Ihre Kampagnen-Motive haben wir bereits gesprochen, ich habe auch das eine oder andere Plakat schon mal gesehen. Sind Sie im Marketing auch digital unterwegs?

    Axel Stauder: „Also bei Facebook sind wir schon seit vielen Jahren sehr aktiv. Wir haben dort knapp 24.000 Fans – und keinen einzigen davon haben wir gekauft, die sind alle echt! Wir setzen dort jede Woche mehrere Postings ab. Ich glaube, für unsere Größenordnung sind wir digital ganz gut unterwegs.“

    Thomas Stauder: „Und wir beide sind eben auch persönlich auf Facebook unterwegs und ansprechbar. Wir haben eine große Zahl an Freunden. Manche kennt man dann wirklich persönlich und mit manchen Freunden hat man eben die Gemeinsamkeit, dass man gerne Stauder trinkt.“

    Haben zum Abschluss noch einen persönlichen, ultimativen Marketingtipp?

    Axel Stauder: „Ganz allgemein kann ich sagen: Wenn man von etwas überzeugt ist, dann sollte man da auch beharrlich dran bleiben und das weiter verfolgen. Ich glaube das war auch eine Stärke von Stauder, nicht jedem Trend hinterherzurennen, sondern bei dem zu bleiben, wovon wir fest überzeugt waren. Wenn ich zum Beispiel an die Mischgetränke denke, da gab es ja die wildesten Sachen und die meisten sind auch wieder vom Markt verschwunden. Wir haben das gemacht, was wir für richtig gehalten haben. Also Radler gibt es natürlich schon, aber Stauder Pils plus Leberwurst eben nicht – um jetzt mal etwas zu übertreiben.“

    Thomas Stauder: „Mein Tipp: Konsequent sein und die Dinge tun, die zu einem passen. Das sind die beiden Dinge, die vielleicht erstmal simpel klingen, aber manchmal doch schwierig umzusetzen sind, die aber langfristigen Erfolg ausmachen.“

    Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Beitrag die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.